Zu den politischen Bewegungen der späten 1960er-Jahre gehörte die sogenannte «Neue Frauenbewegung», in deren Folge auch geschlechtsspezifische Rollenbilder kritisch beleuchtet wurden. Viel hat sich in den 50 Jahren seither getan: Längst sind die Mann/Frau-Zuschreibungen durchlässiger geworden, werden Lebensformen in einer grösseren Vielfalt anerkannt, und Menschen können ihre Individualität leben. Doch geschlechtsspezifische Gewalt existiert nach wie vor.
Seit zehn Jahren findet auch in der Schweiz zwischen dem 25. November (Internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen) und dem 10. Dezember (Internationaler Tag der Menschenrechte) die Aktionszeit «16 Tage gegen Gewalt an Frauen*» statt. Sie orientiert sich an der 1991 vom Women’s Global Leadership Institute ins Leben gerufenen, international verbreiteten Kampagne. Getragen wird sie in der Schweiz von mehr als 70 Organisationen und Kollektiven.
Für das Jahr 2018 wurde das Motto «Männlichkeitsvorstellungen und Gewalt» gewählt. Gemeinsam wollen die Amnesty International Frauengruppe Zürich und Queeramnesty den Dialog eröffnen und Fragen stellen, die den Zusammenhang von geschlechtsspezifischen Rollenbildern und Gewalt, von Gewaltausübung und -erfahrung, von der Selbstwahrnehmung und ihrer Auswirkung erfassen sollen.
Zu diesem Zweck wurde Anfang Oktober einen Fragebogen lanciert. Über 70 Personen haben Auskunft gegeben, ob sie gerne männlicher wären, ob es Momente in ihrem Leben gab, in denen sie unter den Auswirkungen einer dominanten Männlichkeitsvorstellung gelitten haben, was Männlichkeit mit Gewalt zu tun hat und welche Männlichkeiten Vorbild sein können Die Ergebnisse dieser Umfrage haben wir in einer Plakatserie zusammengestellt. Diese zeigt auf, wie verschieden die – gelebten oder geträumten – Männlichkeiten aussehen können. Sie gibt Raum für viele und diverse Stimmen und bildet die Grundlage für einen Dialog, der Wege sucht, Gewalt aus unserer Gesellschaft zu verbannen.